LILYHAMMER (Staffel 1
& 2)
Wenn ich so richtig faul wäre, würde ich euch an dieser
Stelle einfach an diesen Text verweisen, denn Sonja hat diverse Punkte
aufgeführt, die auch mir aufgefallen sind. Die norwegisch-amerikanische
Koproduktion für Netflix, Lilyhammer,
ist schlicht holprig. Aber zumindest die erste Staffel hat mich trotz aller
weniger stimmigen Elemente gut unterhalten. Die Serie über einen im
norwegischen Lillehammer untergetauchten Mafiosi hat natürlich ihr Päckchen an
Klischees zu tragen, aber ich war doch erstaunt, dass die meistens nicht
sonderlich penetrant in den Vordergrund geschoben und dadurch unerträglich
werden. Der „culture clash“ funktioniert im Großen und Ganzen recht gut, auch,
weil man ihn selbstredend nicht allzu ernst nimmt. Da ich Die Sopranos (noch) nicht gesehen habe stören mich auch nicht die
berichteten Ähnlichkeiten bzw. Verweise.
Nach einer insgesamt recht vergnüglichen ersten Staffel baut die Serie in der darauffolgenden Season aber merklich ab. Die Handlungen werden unkonzentrierter erzählt, es gibt kein umfassendes Gerüst mehr und es ist bemerkenswert, wie viele interessante Ansätze die Serie zeigt, nur um sie dann vollkommen zu vergessen (Torgeirs sexuelle Verwirrung oder die Beschäftigung mit der norwegischen Asylpolitik, um nur zwei Beispiele zu nennen). Das führt dazu, dass Lilyhammer im zweiten Jahr zwar immer noch diverse unterhaltsame Momente bietet, die Schwächen der Drehbücher und die Unentschlossenheit ihrer Autoren aber sehr viel deutlicher in den Vordergrund treten. Ich hoffe einfach, dass sich Lilyhammer mit der dritten Staffel wieder fängt, denn eigentlich sind die Eskapaden von Frank und seinen Spießgesellen doch eine konsequenzlos-unterhaltsame Angelegenheit. Nur tut man mir hoffentlich den Gefallen und lässt meinen Namensvetter Jan Johansen aus der Geschichte (das Ende der zweiten Staffel lässt hoffen) – es gibt wohl kaum eine Figur, die ich in letzter Zeit mehr im Fernsehen gehasst habe als diesen Widerling.
Nach einer insgesamt recht vergnüglichen ersten Staffel baut die Serie in der darauffolgenden Season aber merklich ab. Die Handlungen werden unkonzentrierter erzählt, es gibt kein umfassendes Gerüst mehr und es ist bemerkenswert, wie viele interessante Ansätze die Serie zeigt, nur um sie dann vollkommen zu vergessen (Torgeirs sexuelle Verwirrung oder die Beschäftigung mit der norwegischen Asylpolitik, um nur zwei Beispiele zu nennen). Das führt dazu, dass Lilyhammer im zweiten Jahr zwar immer noch diverse unterhaltsame Momente bietet, die Schwächen der Drehbücher und die Unentschlossenheit ihrer Autoren aber sehr viel deutlicher in den Vordergrund treten. Ich hoffe einfach, dass sich Lilyhammer mit der dritten Staffel wieder fängt, denn eigentlich sind die Eskapaden von Frank und seinen Spießgesellen doch eine konsequenzlos-unterhaltsame Angelegenheit. Nur tut man mir hoffentlich den Gefallen und lässt meinen Namensvetter Jan Johansen aus der Geschichte (das Ende der zweiten Staffel lässt hoffen) – es gibt wohl kaum eine Figur, die ich in letzter Zeit mehr im Fernsehen gehasst habe als diesen Widerling.
Staffel 1: 3/4
Staffel 2: 2/4
REAL HUMANS – ECHTE MENSCHEN (Staffel 1 & 2)
Der theoretische Teil meiner Bachelorarbeit trug den Titel More Human Than Human und handelte von
der Mensch-Roboter-Beziehung im filmischen Kontext und bezog sich natürlich
auch auf meinen Abschlussfilm. Umso erstaunlicher, dass ich jetzt erst die
hochgelobte schwedische Serie Real Humans
gesehen habe (obwohl sie mir auch schon vor über einem Jahr empfohlen wurde).
Aber, meine Güte, hat sich das Warten gelohnt, denn so konnte ich dank ARTE
gleich zwei Staffeln hintereinander ansehen und fiebere nun der dritten Season
entgegen, die hoffentlich vom schwedischen Fernsehen grünes Licht bekommt. Wenn
nicht, wäre das eine mittlere mediale Katastrophe, denn Real Humans ist eine clevere, involvierende, ungemein unterhaltsame
Angelegenheit, die sehr von ihrer Unberechenbarkeit lebt. Man ist nie sicher,
was den Charakteren als nächstes passiert, welche Wendungen die Narrative nimmt
und welche Asse man aus dem Ärmel zaubert. Dabei stellt die Serie auf
unaufdringliche Weise (ganz in Opposition beispielsweise zum plakativen Orphan Black aus dem letzten Monat)
Fragen zur Mensch-Maschinen-Interaktion, wann ein künstlicher Organismus den
Status „lebendig“ bekommen könnte, wo die Unterschiede verlaufen, was für
ethische Zerwürfnisse dies mit sich bringt. Real
Humans lässt dabei Interpretationsspielraum, beleuchtet bewusst nicht alle
Grauzonen und entwickelt mit einfachen Mitteln eine überzeugende
Parallelversion der Gegenwart, in der es dank der hochentwickelten Hubots eine
eigene Jugendkultur, eine rechtskonservative Kritikerpartei, eine sexuelle
Präferenz und allerlei mehr gibt, mit dem sich beide Parteien
auseinandersetzten müssen. Real Humans
ist dabei so stark, dass selbst Trash-Elemente wie der zum Darkman mutierte Jonas nicht seltsam wirken. Dem Serienschöpfer
Lars Lundström ist ein überzeugender Kosmos gelungen, in dem man sich schnell
heimisch fühlt.
Staffel 1 & 2: 3.5/4
SHERLOCK (Staffel 3)
Sherlock muss ja
teilweise ganz schön was einstecken, die Serie scheint unter einem ganz
besonderen Brennglas begutachtet zu werden. Wahrscheinlich, weil die Prämisse
und die handwerkliche Umsetzung so gut sind, dass jeder von Haaren in der Suppe
irritiert ist. Ich muss aber zugeben: trotz aller berichtigter Kritik, die man
auch an der dritten Staffel ins Feld führen kann (die ungenügende Einführung
des neuen „Superschurken“ Magnussen wäre so ein Beispiel) hat mich Sherlock auch im dritten Anlauf voll
überzeugt. Für niemanden ist es verwunderlicher als für mich selbst, dass mir
die manchmal etwas unausgegorenen Kriminalfälle nicht so wichtig sind wie das
Spiel von Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Ich schaue die Serie sehr
viel mehr wegen der Charaktere und wie sie interagieren als dass mich die
Auflösung des „Falls der Woche“ primär interessiert. Und so bin ich in der
dritten Staffel voll auf meine Kosten gekommen, auch in der zweiten Folge, die
ja als Paradebeispiel für einen verschenkten Krimi-Plot herhalten muss. Ich
kann einer Serie, die offen die Existenz von Internet-Slash-Fan Fiction in die
Handlung einbaut und deren Hauptdarsteller so verdammt gut aufgelegt sind,
einfach nicht böse sein. Da müsste schon unverzeihlicheres kommen als es die
dritte Staffel bietet. Und in meinen Augen ist Sherlock nicht auf dem absteigenden Ast.
3.5/4
WELTALL. ECHSE. MENSCH. (Staffel 1)
Michael Hatzius und seine Echse. Oder andersherum? Wenn man
der vierteilige Show Weltall. Echse.
Mensch. glauben darf ist Hatzius nur ein Geschwür am Rücken der
Klappmaulfigur, die Echse zieht die Fäden und besucht so u.a. eine
Tierarztpraxis und einen Swingerclub und empfängt in einem Studio in Berlin
diverse Gäste. Der zweite Part funktioniert besser als in der
WDR-Puppentalkshow Die Wiwaldi Show,
weil die Echse das Konzept etwas ernster nimmt und trotz zwei Gästen in den
45-Minuten-Folgen alle ausreichend zu Wort kommen. Insgesamt ist die Show
durchwachsen, manchmal durchaus komisch, manchmal platt, manchmal weniger
schlagkräftig als man es sich wünschen würde. Die Echse ist eine gelungene
Schöpfung und Hatzius gelingt es fast immer, vollkommen hinter seiner Figur zu
verschwinden, sowohl körperlich wie auch darstellerisch. Die Show erfindet kein
Rad neu, eignet sich aber als genügsamer Comedyhappen für zwischendurch.
2.5/4