Donnerstag, 31. März 2016

52 Schlüsselwörter - März



Wieder ohne viel drum herum reden hier die Schlüsselwörter für den Monat März (um was es eigentlich geht könnt ihr wieder hier nachlesen).


#10/Geheimnis

Wenn ich es mir ganz einfach machen wollen würde, könnte ich natürlich einfach einen Filmtitel mit dem Wort ‚Geheimnis‘ nennen: Das Geheimnis von Kells, Das Geheimnis des verborgenen Tempels, Das Geheimnis der Frösche. Oder ich denke darüber nach, welcher Film ein faszinierendes Geheimnis beinhaltet, ohne dass es sich plakativ auf den Titel auswirkt. Darum: Letters from the Big Man.
Ein poetischer Bigfoot-Film – klingt erst mal sehr seltsam und ist es im Grunde auch, aber der bisher leider nicht in Deutschland veröffentlichte Film ist ein interessanter, ruhiger Auslug in eine Überlappung der Welten, in der Mensch und Sasquatch voneinander angezogen werden, ohne sich restlos zu verstehen, verstehen zu können. Der Film selbst bleibt streckenweise ein Geheimnis, ein Faszinosum, dass dem Mythos eine geradezu spirituelle Dimension gibt. Nicht alle Geheimnisse müssen komplett entschlüsselt werden.


#11/Anderssein

Schon wieder so ein Urthema.
Was heißt das überhaupt, Anderssein? Für jeden etwas anderes, kommt es doch auch hier voll und ganz auf die Perspektive an. Der männliche, weiße, heterosexuelle, gerne christlich und nicht-beeinträchtigte Blick wird oft als Norm hingestellt, alles andere ist dann the other. Die Positionen aller Personen, die auch nur durch einen einzelnen „Baustein“ von diesem Plan abweichen, werden dann gern negiert. Also, so als Denkanstoß für alle, die wie ich in die meisten der genannten Kategorien passen: eure Normalität ist nur eine unter vielen und nur weil euch etwas nicht direkt betrifft, heißt das nicht, dass es nicht da oder nicht beachtenswert wäre.
Mein persönliches Anderssein habe ich in dem Film Fickende Fische gefunden, in dem sich ein durch eine verunreinigte Blutkonserve mit HIV infizierter Teenager zum ersten Mal verliebt und vor dem Wissen steht, dass er nicht unbeschwert mit seiner Freundin schlafen kann. Auch hier gilt: tangiert mich die Krankheit persönlich? Nein. Schafft es der Film, die duellierenden pubertären Gefühle von Individualität (auch im negativen Sinne) und Konformitätsdruck unaufgeregt und dennoch hochemotional zu illustrieren? Auf jeden Fall. Das der Protagonist wie ich Jan heißt und leicht verschroben ist hilft dem Ganzen wahrscheinlich auch etwas. Fickende Fische – eine hervorragende Schilderung des größtmöglichen Zustand des Anderssein, der von allen nachvollzogen werden kann: der menschlichen Pubertät.


#12/Roboter

Darf ich meinen Abschlussfilm nehmen? Nein? Schade.
Wie auch immer, dieses Schlüsselwort ist dank des grandiosen Ex Machina aus dem letzten Jahr schnell assoziiert. Alles, was ich zu diesem hervorragend durchdachten Film zu sagen habe, könnt ihr hier nachlesen. Doch wenn ihr Alex Garlands Regiedebüt noch nicht gesehen habt – dann aber los, es lohnt sich ungemein.
Ein Runner-Up war übrigens Der Gigant aus dem All, einer der besten Roboter und einer der besten Zeichentrickfilme, die ich kenne. Und Data aus der TV-Serie Star Trek – Das nächste Jahrhundert hat ohnehin immer einen besonderen Platz in meinem Herzen.


#13/Insel

Als Kind war ich einmal sehr von der Ankündigung des Films Die Insel der neuen Monster fasziniert – einfach wegen des Titels. Sehen durfte ich ihn dann aber trotzdem nicht (und nachgeholt habe ich es bis heute nicht). Sehr wohl gesehen habe ich dann solche Insel-Filme wie Caprona – Das vergessene Land (wurde hier ja schon einmal lobend erwähnt) und Die geheimnisvolle Insel, später den fahrigen Michael Bay-Mix aus Philip K. Dick-Story und Actionfilm No. 2134, Die Insel, und diverse Inkarnationen von Die Schatzinsel (ja, ich mag die Muppets-Variante. Shoot me.)
Nennen würde ich an dieser Stelle aber Cast Away – Verschollen, den Film, der mir als Teenager die romantisierte Vorstellung einer einsamen Insel á la Die blaue Lagune gehörig ausgetrieben hat. Das Geräusch, wie sich Tom Hanks im Korallenriff rund um das Eiland den Fuß aufreißt habe ich immer noch im Ohr – und es stellt meine Nackenhaare auf. Zivilisationsflucht muss auch anders gehen.

Mittwoch, 2. März 2016

52 Schlüsselwörter - Februar




Die Blogparade der 52 Schlüsselwörter geht in die zweite Runde mit dem Februar 2016! Wer nicht weiß, um was es bei dieser Aktion geht, kann den Hintergrund hier nachlesen.

#06/Schuld

Bei diesem Stichwort musste ich länger überlegen. Das Topos Schuld ist ja ein reichlich beliebtes und kann in vielerlei Gestalt auftreten. Die Missionare, die in The Mission durch die indigene Bevölkerung erlöst werden müssen, die Schuld, die der Vater in Prisoners auf sich lädt, obwohl der doch für die vermeidlich gerechte Sache eintritt oder auch die Schuld des Immortan Joe in Mad Max: Fury Road, der seine Untertanen darben und einige von ihnen in den heiligen Krieg schickt. Schließlich aber kam mir der Moment in Erinnerung, jener Augenblick, in der der Protagonist erfährt, dass er eine unmenschliche Schuld auf sich geladen hat. Die Rede ist von jener Szene in Der Stellvertreter, in der der bisher recht unbedarfte SS-Mann zum ersten Mal mit jenen Ereignissen konfrontiert wird, für die Konzentrationslager gebaut wurden. Er späht durch ein Guckloch in einen der Duschräume, schreckt zurück und schaut sich fassungslos um. Die Umstehenden ignorieren sein stummes Entsetzen, auch die Kamera zeigt nicht das Innere des Gebäudes sondern bleibt bei dem Mann, dem schlagartig bewusst wird, dass er an einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt ist, dass er im Fortlauf der Geschichte mithilfe des Vatikans zu beenden versucht. Es ist ein unheimlicher, ein kraftvoller Moment, ein Moment, der illustriert, wie Schuld ohne Vorwarnung und mit immenser Intensität in das Leben eines Menschen einbrechen kann.


#07/Beerdigung

Keine Beerdigung im Sinne eines Sarges in der Erde, wohl aber eine Bestattung im weitesten Sinne: das missglückte Verstreuen der Asche in The Big Lebowski. Mehr muss ich dazu wahrscheinlich nicht sagen.
Gleich an zweiter Stelle kommt übrigens die Beerdigung in My Girl – Meine erste Liebe, bei der ich immer wieder Rotz und Wasser heulen kann.


#08/Rauschen

Was ist wohl gemeint? Das weiße Rauschen im TV, das die Ankunftvon Geistern ankündigen kann? Das Rauschen eines Baches, an dessen Ufern es zu einer spirituellen Begegnung mit Sasquatch kommt? Oder doch das Rauschen des Windes, wie er ungerührt durch die Bäume streift, während sich unter ihm eine Filmhandlung abspielt? Ich gehe mit letzterem und nenne meine erste Assoziation, Die sieben Samurai. Etwas in Akira Kurosawas Bildern fängt die die Protagonisten umgebende Natur perfekt ein, wenn der Wind weht, sieht man nicht nur das Rauschen, man spürt es auf der Haut und hört es sogar, selbst wenn der Soundmix es komplett von der Tonspur verbannt hat. Die Natur wirkt bei Kurosawa genau so: natürlich. Und in der Natur rauscht es nun einmal öfters.


#09/Hitze

Ich hasse Hitze und der Sommer ist dementsprechend nicht gerade meine Lieblingsjahreszeit. Alles flirrt, man kann nicht davor fliehen (ganz im Gegensatz zu Kälte, die sich mit der richtigen Kleidung gut aushalten lässt) – es ist nicht wirklich ein Genuss, zumindest für mich nicht. Der Sommer bringt die Blockbuster oder die, die sich dafür halten und plötzlich wird man ständig gefragt, warum man denn Filme guckt, anstatt draußen zu sein. Nun gut. Ein Film, der das Gefühl der Hitze, der manchmal diffusen Anspannung unter der Dunstglocke der heißesten Jahreszeit allerdings sehr gut, durch Setting und Kameraarbeit, transportiert, ist der ungarische Just the Wind. Der Sommer in Ungarn ist ohnehin eine schweißtreibende Angelegenheit und gepaart mit der Bedrohung, der sich eine Roma-Familie im portraitierten Sommer ausgesetzt sieht wird das Ganze zu einem Film, in dem man die alles überwabernde Hitze förmlich greifen kann. Weitere Hitze-Kandidaten waren Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers, Stirb langsam – Jetzt erst recht und Sunshine.

Dienstag, 23. Februar 2016

Liebster Blog-Award von "Leons Filmreviews"




Eine  neue Nominierung für den Liebster Blog-Award, diesmal von Leons Filmreviews. Wie immer eine Entschuldigung, dass es etwas länger gedauert hat und erneut ohne Weiternominierungen.


Was sind die ersten Zeichentrickfilme, an welche du dich erinnern kannst und siehst du sie auch heute noch gerne?

Erinnerungen habe ich noch an Das Dschungelbuch (finde ich heute nicht mehr ganz so interessant wie damals) und Duck Tales – Der Film (ist auch heute noch ein ganz persönliches Highlight). Wahrscheinlich habe ich die Asterix-Filme noch früher gesehen als letzteren, meinen erster Film im Kino, aber das kann ich zeitlich nicht so ganz einordnen (und toll sind die Trickfilme fast alle).


Wie ist dein durchschnittliches Sehverhalten?

So viel wie möglich, so interessant wie möglich. Wenn es nach den Sehstätten geht: im Kino nach Möglichkeit und Zeit, einiges zuhause, viel inzwischen auf dem Laptop auf der Fahrt zur Arbeit und vice versa.


Was ist dein Lieblingssoundtrack und welcher dein favorisierter Komponist?

Einen definitiven Liebling habe ich nicht, auch wenn ich immer aufhorche, wenn ich Harry Gregson-Williams oder John Powell lese. Ja, ich weiß, Handwerker, aber sie haben auch Antz zusammen komponiert, einem meiner All-Time-Favourites. Ansonsten mag ich noch ... aber das könnt ihr eigentlich auch hier nachlesen.


Welches lustige Erlebnis verbindest du mit einem Film?

Dazu schweige ich mich erst einmal aus, weil ich an einer neuen Blogserie arbeite, die zumindest partiell genau dieses Thema hat. Bis dahin sage ich nur so viel: Betrunkene können sich augenscheinlich hervorragend bei Mission to Mars amüsieren (und Nüchterne wahrscheinlich auch, aber das ist eine andere Geschichte). Andere wiederum können selbst bei Horrorfilmen seelenruhig pennen. Im Kino. O-kay.


Was wünschst du dir für zukünftige Filme?

Da ich die Qualität der Filme ja nicht beeinflussen kann, wünsche ich mir einfach ein glückliches Händchen bei der Auswahl. Es gibt noch so viele Werke aus den unterschiedlichsten Richtungen, die auf mich warten.


Was wäre die schönste Erfindung, um Filme noch intensiver wahrnehmen zu können?

Die tollste Erfindung – filmverrückte Gehirne, die Filme produzieren und rezipieren – gibt es schon. Auch technisch ist bereits alles da, es will nur vernünftig eingesetzt werden. Der bescheuerte 3D-Trend zeigt ja nur, dass die meisten möglichen Neuerungen nur Jahrmarkt-Gimmicks sein könnten. Außerdem sind grandiose Filme schon an sich intensiv genug.


Wie sieht dein Equipment aus?

Unterwegs: Laptop und Kopfhörer. Daheim: Fernseher, DVD-Spieler, Apple TV und Receiver mit USB-Anschluss. Keep it simple.


Was war dein erster Kinobesuch?

Duck Tales – Der Film: Jäger der verlorenen Lampe mit sechs Jahren. Da diese Frage eine der beliebtesten überhaupt zu sein scheint (aus verständlichen Gründen), verweise ich für eine ausführliche Antwort mal nach hier.


Wer sind eure Lieblingsregisseure?

Um ehrlich zu sein, kann ich diese Frage gar nicht gewinnbringend beantworten, weil ich das Gefühl habe, noch nicht genug Filme einer Einzelperson gesehen zu haben. John Carpenter habe ich, zumindest was Kinofilme betrifft, vollständig gesehen, aber als einen Lieblingsregisseur würde ich ihn nicht bezeichnen. Die zwei Filme von Benedek Fliegauf, die ich gesehen habe, waren beide hervorragend, auch alles von Alfred Hitchcock, das ich kenne, aber ich habe einfach noch zu große Lücken, um diese Frage adäquat zu beantworten. Wir können aber in dreißig Jahren gerne noch mal darauf zurückkommen.


Was sind die schlechtesten Filme deines Lieblingsschauspielers/schauspielerin?

Da ich auch hier keine speziellen Favoriten habe, fällt ebenso diese Frage irgendwie unter den Tisch. Ich schaue Filme primär, weil mich der Inhalt interessiert und nicht, ob SchauspielerIn XY darin vorkommt. Als Jugendlicher fand ich Will Smith toll, aber dessen Filmopgraphie reißt einen ja insgesamt nicht so zu Begeisterungsstürmen hin. (Aber sein Schlechtester ist After Earth.) So, yeah.

Donnerstag, 18. Februar 2016

52 Schlüsselwörter - Januar




Nach längerer Zeit habe ich mich entschieden, wieder einmal an einer Blogparade teilzunehmen. Gefunden habe ich die Challenge 52 Schlüsselwörter bei Gorana von der ERGOthek, Urheberin ist Hotaru. Worum geht es? Das lasse ich die Autorin am besten selbst erklären:

Hier geht es um 52 Schlüsselwörter, die in Filmen vorkommen können, als Thema, als Charaktertyp, als Ort und als Gegenstand. Wichtig ist es, dass die Protagonisten im Film damit zu tun haben bzw. die Schlüsselwörter bewusst registriert haben. () Am Monatsanfang gebe ich 4-5 Schlüsselwörter bekannt, je nachdem, wie viele Sonntage es im Monat gibt. Die könnt ihr einzeln oder gar in einem Rutsch bearbeiten, ganz, wie ihr wollt. Falls euch mehrere Filme zu einem Schlüsselwort einfallen, nehmt bitte denjenigen, den ihr am meisten mögt.

Alles klar? Alles klar! Jeden Monat zu vier bis fünf Stichworten etwas schreiben, dass sollte machbar sein. Ohne weitere Vorreden hier zunächst die Wörter des Monats Januar 2016:


#01/Mutter
Ganz klar Psycho. Mutter, was hast du getan? Ich muss nur an den Satz denken und es läuft mir kalt den Rücken hinunter. Ein Film, der immer wieder spannend ist und bei dem man auch jedes Mal etwas Neues entdeckt. Ein wirklich verdienter Klassiker und ja – ein Meisterwerk.


#02/Keller
Keller sind wirklich bizarre Orte. Spontan fiel mir die Ulrich Seidl-Doku Im Keller ein, aber die habe ich noch nicht gesehen (und ich weiß auch nicht, ob ich es noch tun werde), darum erwähne ich an dieser Stelle den Mysterythriller Pod, weil er es als letzter Film geschafft hat, dass ich mich vor dem Keller, zumindest für die Länge eines Films, gefürchtet habe. Wer würde das auch nicht, wenn er oder sie hinabsteigt, ohne zu wissen, was der psychisch labile Bruder dort unten gefangen hält. Oder auch nicht. War das gerade ein Schatten, der sich bewegt hat?


#03/Suche
Was kann man alles unter dem Stichwort Suche verbuchen. Eine Abenteuerreise, einen Selbstfindungstrip, das Erwachsenwerden. Am besten wäre also ein Film, der all das kombiniert, darum gehe ich mit Der Schatzplanet, auch weil er einer der mich definierenden Filme darstellt. Die Story, dass er genau zur richtigen Zeit in mein Leben trat und ich ihn achtmal im Kino gesehen habe, wurde in diesem Blog, glaube ich, schon zur Genüge erzählt (und irgendetwas sagt mir, dass es nicht das letzte Mal war). Ein Hoch auf diese animierte Coming-of-Age-Geschichte mit ihrer rasanten Schatzjagd.


#04/Boot
Ihr glaubt nun, dass ich Wolfgang Petersens Das Boot nenne, nicht wahr? Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den noch gar nicht gesehen habe. Aber U-Boot ist gar nicht verkehrt, nur nehme ich jenes aus Caprona – Das vergessene Land, dass Doug McClure und seine Mannen in eine untergegangene Welt voller Dinosaurier und Urmenschen bringt. Als dinosaurierverrücktes Kind einer meiner Lieblingsfilme und dem gnadenlosen Trash-Charme kann ich mich auch heute schwerlich entziehen. Wäre das Stichwort Floß gewesen, hätte ich den thematisch ähnlich gelagerten Reise in die Urwelt genommen, einer meiner frühen Entdeckungen im Ferienprogramm des ZDF. Maritime Fahrzeuge und Dinosaurier, die beiden scheinen im Kino gut zueinander zu passen.


#05/Geist
Ich glaube nicht an Geister, aber, ach du meine Güte, sind sie potente Filmfiguren. Und das Wort potent im Hinblick darauf zu verwenden, dass ich hier den Film Entity nennen möchte, ist vielleicht nicht allzu glücklich. Nun gut. Es gab viele würdige Kandidaten, Ghostbusters, Poltergeist, Haunted – Haus der Geister und Bis das Blut gefriert, aber Entity hat mich zuletzt so beeindruckt und nachhaltig gegruselt, dass ich nicht umhin komme, ihn hier aufzuführen – auch in der stillen Hoffnung, zur weiteren Bekanntheit dieser 80er-Perle beitragen zu können.