Zunächst einmal:
ich bin überglücklich, dass die Serie sich so gut gehalten hat. Der Vorspann
bereitet mir immer noch Gänsehaut, die Tricks sind teilweise phänomenal, die
Figuren sympathisch, die Stories größtenteils so involvierend, dass mir eine
Flop-Liste tatsächlich schwer gefallen wäre [gut, Der Komet (Masks, 7x17) wäre wahrscheinlich auf Platz Eins gelandet]. Es ist
einfach wunderbares, mit viel Herzblut gemachtes Fernsehen, auch wenn ich es
nur schwerlich ohne die Brille der Nostalgie sehen kann. Immerhin gehörten
Picard & Co. lange Zeit zum Standardprogramm nach den Hausaufgaben, als
sich SAT.1 noch „Der Star Trek-Sender“
schimpfen durfte.
Aus den 178
Folgen die fünfzehn für mich Besten auszuwählen war gar nicht so eine schwere
Aufgabe, wie ich es gedacht hätte. Nach zwei holprigen Staffeln zog die Serie zwar
dann derartig an, dass sie kaum noch Totalausfälle produzierte und von einem
Unterhaltungsstandpunkt aus so durchgängig gute Qualität lieferte, wie es sich
so manche „Quality TV“-Serie der Gegenwart nur erträumen kann, aber meine
Erinnerungen straften mich nur selten Lügen. Will heißen: viele Folgen, die
schon mein Grundschüler-Ich toll fand, finden sich nun auch in dieser Liste.
Und dennoch gab es auch für mich einige Überraschungen – ich denke, für euch,
die ihr diese Liste durchlest, ebenfalls. Darum, ohne weitere Umschweife, meine
Lieblingsfolgen der Next Generation
in spannungsgeladener umgekehrter Reihenfolge. Energie!
15.) KATASTROPHE AUF DER ENTERPRISE (Disaster, 5x05)
Beginnen wir doch
gleich mit einer Abenteuerfolge voller seltsamen Humors. Ob nun Worf als
Hebamme oder das Eingestehen, dass in diesem Universum ein Lied namens „Der
fröhliche Vulkanier und sein Hund“ existiert – Disaster ist witziger, als man meinen würde und spannender, als sie
eigentlich das Recht hat zu sein (es ist die fünfte Staffel und wir wissen,
dass unseren HeldenInnen nichts passiert), Picards Kinderphobie wird weiter
abgebaut, Trois Entwicklung bekommt einen neuen Impuls und der Schlussgag ist
schlicht knuffig. Da darf die Energie auf unser aller Lieblingsraumschiff auch
schon mal stiften gehen.
14.) IN DEN HÄNDEN DER BORG (The Best of Both Worlds, 3x26/4x01)
Und schon geht es
los: Was, diesen definierenden Zweiteiler so weit unten auf der Liste? Was geht
da vor? Ich kann nur vage nachvollziehen, was der Cliffhanger damals Ende der
1980er Jahre für den Zuschauer bedeutete, heute ist er im Zweifelsfall nur
einen Klick weit entfernt. Vielleicht liegt es in dieser Verfügbarkeit
begründet, dass The Best of Both Worlds
nie den Eindruck auf mich machte, die er Zweiteiler wohl sollte – ich musste
nie auf die Konklusion länger als einen Tag warten. Es ist selbstredend eine
tolle Doppelepisode mit kniffeligen Fragestellungen, einem wahrlich starken
Gegner und vielen wichtigen, involvierenden Momenten, sonst würde ich sie ja
auch nicht hier aufführen. Aber in meinen Augen liegt die wahre Stärke der
Serie in konzentrierten Einzelepisoden (alle anderen Zweiteiler, mit Ausnahme
des Finales, konnten mich weniger überzeugen). Also, fürs Protokoll: ein toller
Trip, aber es gibt noch bessere Enterprise-Abenteuer.
13.) DIE ÜBERLEBENDEN AUF RANA-VIER (The Survivors, 3x03)
Kurz gesagt: ist
der komplette und endgültige Genozid an einer ganzen Spezies mit einem
unsterblichen Leben im Bewusstsein, in einer Illusion zu leben, gesühnt? Oder
ist dieses Schicksal sogar noch grausamer? Eine Episode, die zeigt, dass nicht
alle Missstände in Star Trek gelöst
werden können und die Grauzonen sich mitunter beachtlich ausweiten.
12.) DATAS NACHKOMME (The Offspring, 3x16)
Eine konsequente
Weiterentwicklung einer anderen, ebenfalls großartigen Folge, die sich schon
allein für die Frage Datas an Picard lohnt, ob denn andere Crewmitglieder ihn
vorher fragen würden, wenn sie die Absicht hätten, sich zu vermehren. Data
konstruiert ein Abbild seiner Selbst, dass dann den nächsten Schritt in der
kybernetischen Evolution vollzieht. Ethische Fragen werden aufgeworfen und ihre
Antworten sind nicht einfach, das Ende begnügt sich nicht mit billigen Tricks
und Datas Charakter wird weiter ausgebaut – was kann man also an The Offspring nicht lieben?
11.) WILLKOMMEN
IM LEBEN NACH DEM TOD (Tapestry, 6x15)
Q-Folgen stehe
ich etwas zwiespältig gegenüber. Manche sind gut, andere sind es nicht (Eine wahre Q/True Q), ein durchgängiger
Garant für eine Highlightepisode war das allmächtige Wesen in meinen Augen
nicht. Doch ---- ist eine eindeutige Ausnahme. Die Geschichte über Picard in
einem von Q inszenierten Leben nach dem Tod, das schließlich zur Illustrierung
einer alternativen Realität führt, in der Picard an ganz anderer Stelle im
Leben steht als in der uns bekannten Zeitlinie, ist eine interessante
Charakterstudie, die ich in manchen Situationen in meinem Leben gern auf dem
Schirm gehabt hätte. Wie erbauend hätte die Episode wirken können, wenn man
wieder einmal in einer scheinbaren Sackgasse steckte. Auch unsere Fehler machen
uns zu dem, der wir sind – eine schöne Botschaft und eine treffende Ausformulierung
des Plot Points „Picard und sein Herz“, sowohl buchstäblich als auch ideell.
10.) GENESIS (Genesis, 7x19)
Picard als
Pinselohräffchen – ein Bild, das man nach dem Genuss dieser wunderbar
durchgeknallten Episode nicht wieder los wird. Alle Crewmitglieder entwickeln
sich zu früheren Formen ihrer jeweiligen Evolution zurück, nur Data und Picard
können den Tag dank einer Außenmission noch retten. Wieder ein Beispiel, wie
gut die Serie auf der Ebene der Unterhaltung funktioniert, auch wenn sie einige
Aspekte geflissentlich außer Acht lässt. So hat Riker in seiner Urmenschenform
wohl ein anderes Crewmitglied ermordet und wer weiß schon, was Chitin-Worf in
den Korridoren so alles angerichtet hat. Reden wir darüber? Nein? Wer weiß,
wofür es gut ist. Ansonsten kommen Spannung, Unterhaltung und gute Dramaturgie
wieder einmal gekonnt zusammen.
09.) DER UNBEKANNTE SCHATTEN (Identity Crisis, 4x18)
Horrorelemente
schlichen sich immer wieder gern in TNG ein. Von der zerteilten Frau im
Korridor über das Teermonster und verstörende Betazoidenträume bis hin zu
Episoden wie dieser, die eine einzige Gruselnummer mit einem spannenden Rätsel
darstellt. Das Finale liefert dann auch noch eine Erklärung, die so nüchtern
und dennoch für uns Menschen so erschreckend ist, dass es kein Wunder ist, dass
dies eine der Folgen war, die ich als Kind gleichzeitig herbeisehnte und
fürchtete. Allein diese amorphe Masse, die in Geordies Holodeckprogramm als
Platzhalter fungiert, lässt meine Haut kribbeln.
08.) DAS RECHT AUF LEBEN (Silicon Avatar, 5x04)
Das Bild von zwei
Siedlern, die durch das Kristallwesen zu Asche werden, gehörte zu meinen
lebendigsten Erinnerungen an die Serie, wahrscheinlich aufgrund der ungewohnten
Drastik. Doch auch dank des obligatorischen Widerstreits zwischen zwei
konträren, aber gleichwertig
nachvollziehbaren Positionen ist Silicon
Avatar eine der besten Folgen der Next
Generation. Es gibt keine einfache Antwort und das Ende fordert den
Zuschauer je nach Position unterschiedlich heraus (auch wenn kaum ein Zweifel
besteht, wo die Sympathien der Autoren lagen).
07.) RONIN (Sub Rosa, 7x14)
Dass diese
Episode hier auf der Liste ist, überrascht mich selbst am meisten. Ich hatte
keinerlei kindliche Erinnerung mehr an Sub
Rosa und nun weiß ich auch, warum: es ist eine erwachsene Geschichte über
Lust. Nicht Liebe, sondern Lust - was dem oft als etwas klinisch verschrienen Star Trek-Universum natürlich besonderen
Pfiff gibt. Die Geschichte von Dr. Crusher, die sich von einem „Geist“ beinahe
verführen lässt, ist nicht nur recht explizit (für die Verhältnisse einer
Nachmittags-SF-Serie), sie endet auch mit einer interessanten Ambivalenz, die
irgendwann so typisch für die Serie wurde.
06.) ERSTER KONTAKT (First Contact, 4x15)
Eine Episode, die
endlich einmal den ersten Kontakt zu einer demnächst raumfahrenden Spezies
schildert, von dem sonst immer nur die Rede war. Ein Kampf zwischen
progressiven und konservativen Kräften, zwischen Angst und Neugier, zwischen
Öffnung und Abschottung. Ganz davon zu schweigen, dass First Contact einfach, aber effektiv auf Probleme hinweist, die
sonst bestenfalls randständig in Star
Trek verhandelt werden – und dazu gehören vor allem die Schwierigkeiten
eines Erstkontakts, dem vielleicht definierenden Moment in der Geschichte einer
planetaren Gemeinschaft.
05.) DAS ZWEITE LEBEN (The Inner Light, 5x25)
Neben
Data-Episoden gehören „Picard in einer alternativen Realität“-Abenteuer
augenscheinlich zu meinen Lieblingssujets. The
Inner Light ist eine warmherzige, melancholische, tieftraurige und
gleichzeitig wunderbare Geschichte, in der Picard ein Leben auf einem
untergegangenen Planeten durchlebt, eine Familie gründet und schließlich den
Untergang miterlebt. Die Vorstellung einer interstellaren Flaschenpost, die den
Empfänger von der Existenz seiner Absender berichten soll, auch wenn sie
wissen, dass sie zum Zeitpunkt des Empfangs ausgestorben sind, lässt mich an
die Voyager-Sonden denken – und füllt meine Augen mit Tränen.
04.) DEJA VU (Cause and Effect, 5x18)
Meine Güte, macht
mich das Bild der explodierenden Enterprise und des Feuers, das sich auf der
Brücke ausbreitet, fertig. Schließlich werden hier einige meiner
Lieblingsraumfahrer getötet – und das gleich mehrfach. Zeitschleifen sind eine
fiese Angelegenheit. Dennoch eine der unterhaltsamsten, ökonomischsten Folgen
der Serie, man hat den Eindruck, mehr Handlungen und Varianten zu sehen, als
eigentlich in 43 Minuten passen würden. Problematisch finde ich nur das Ende,
weil sich hier gleich eine ganze neue Folge ankündigt, die dann nie produziert
wurde. Kelsey Grammar darf sich kurz ins Star
Trek-Universum schleichen, wie er und seine Crew ihre jahrzehntelange
Abwesenheit aufnehmen, wird hingegen nicht gezeigt. Ein Wermutstropfen in einer
ansonsten rasanten Geschichte.
03.) IN DEN SUBRAUM ENTFÜHRT (Schisms, 6x05)
Das
Abduktionsphänomen auf der Enterprise – was habe ich mich als Kind gegruselt.
Es sind einige Suspense-Folgen auf dieser Liste, aber Schisms gehört meiner Meinung nach an die Spitze. Sie ist spannend,
unheimlich, baut das Mysterium gekonnt auf und schafft es auch meinem
erwachsenen Ich noch einen Schauer über den Rücke laufen zu lassen. Ganz zu
schweigen von dem Sounddesign. Spielt die Klicklaute der Subraumwesen und ich werde
rennen.
02.) FAMILIENBEGEGNUNGEN (Family, 4x02)
Es dürfte nicht
wenige wundern, warum Best of Both Worlds
so relativ tief auf der Liste eingeordnet wurde, die Nachfolgeepisode aber so
hoch. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen empfinde ich den Zweiteiler als
hervorragendes Actionabenteuer, aber Family
buchstabiert die Folgen für Picard aus. Es ist nicht einfach damit beendet,
dass der Captain sinnierend aus dem Fenster schaut, seine Verletzungen gehen
tiefer, was im Spiegel seiner Familie auf der Erde noch gravierender zu Tage
tritt. Wenn Picard dann schlussendlich die Kontrolle verliert, sich Wut, Angst
und Verzweiflung mischen und er wie ein Häuflein Elend im Matsch sitzt, geht
mir persönlich das näher als kaum ein anderer Moment in der Serie. Großartig
ist auch, dass sein Bruder nicht vom Saulus zum Paulus wird. Er ist auch am
Ende ein knurriger Mann, die Veränderungen in der Beziehung zu seinem Bruder
sind vorhanden, aber noch nicht beendet. Zum anderen hat sich die Episode, wohl
aufgrund der genannten Eigenschaften, so in mein Gedächtnis eingebrannt, dass
der Moment im Spielfilm Treffen der
Generationen, als wir mit Picard vom Tod seiner Familie erfahren, mich
immer wieder in Tränen ausbrechen lässt. Ich weiß, viele empfinden wenig bis
nichts an dieser Stelle bzw. finden es unangebracht, so etwas auf Figuren
aufzubauen, die in nur einer Episode dabei waren, aber für mich ist es wie ein
Schlag in die Magengrube – eben weil Family
so eine hervorragende Vorarbeit geleistet hat.
01.) WEM GEHÖRT DATA? (The Measure of a Man, 2x09)
Trotz des nicht
von der Hand zu weisenden Einwands, die Serie habe erst mit der dritten Staffel
zu wahrer Größe gefunden, muss ich nach allen sieben Jahren und 178 Folgen
konstatieren, dass für mich nichts über The
Measure of a Man geht. Diese Folge verkörpert in gewisser Weise alles, was
man an Star Trek einfach lieben muss: das ethische Dilemma, das Wichtiger
nehmen von Ideen gegenüber Raumschlachten, die Ausbuchstabierung eines
Problems, dass sich im Gewand der Science-Fiction als gegenwärtig recht
virulent erweist. Die Verhandlung, ob Data als Lebewesen oder schnöde Maschine
zu behandeln wäre, ist selbst wenn man den Ausgang kennt spannend und vor allem
leidenschaftlich inszeniert. Es geht um etwas, was das Konzept der
Sternenflotte in ihren Grundfesten berührt. Es ist Star Trek in einer
Nussschale. Oh, und als Riker einen von Datas Schwachpunkten entdeckt,
siegessicher lächelt, nur um dann zu bemerken, über was er sich da freut?
Grandioser wurde Jonathan Frakes‘ Schauspiel in der gesamten Seriengeschichte
nicht. Eine schlicht fantastische Episode.
Zuguterletzt die Folgen, die es (mitunter knapp) nicht auf die Liste geschafft haben:
Die Thronfolgerin (The Dauphin, 2x10)
Riker unter Verdacht (A Matter of Perspective, 3x14)
Versuchskaninchen (Allegiance, 3x18)
Der Sammler (The Most Toys, 3x22)
Die ungleichen Brüder (Brothers, 4x3)
Datas Tag (Data's Day, 4x11)
Datas erste Liebe (In Theory, 4x25)
Darmok (Darmok, 5x2)
Ich bin Hugh (I, Borg, 5x23)
So nah und doch so fern (The Next Phase, 5x24)
Todesangst beim Beamen (Realm of Fear, 6x2)
Datas Hypothese (The Quality of Life, 6x9)
Das fehlende Fragment (The Chase, 6x20)
Gefangen in einem temporären Fragment (Timescape, 6x25)
Traumanalyse (Phantasms, 7x6)
Ort der Finsternis (Dark Page, 7x7)
Radioaktiv (Thine Own Self, 7x16)
Gestern, heute, morgen (All Good Things ..., 7x25/7x26)
Zuguterletzt die Folgen, die es (mitunter knapp) nicht auf die Liste geschafft haben:
Die Thronfolgerin (The Dauphin, 2x10)
Riker unter Verdacht (A Matter of Perspective, 3x14)
Versuchskaninchen (Allegiance, 3x18)
Der Sammler (The Most Toys, 3x22)
Die ungleichen Brüder (Brothers, 4x3)
Datas Tag (Data's Day, 4x11)
Datas erste Liebe (In Theory, 4x25)
Darmok (Darmok, 5x2)
Ich bin Hugh (I, Borg, 5x23)
So nah und doch so fern (The Next Phase, 5x24)
Todesangst beim Beamen (Realm of Fear, 6x2)
Datas Hypothese (The Quality of Life, 6x9)
Das fehlende Fragment (The Chase, 6x20)
Gefangen in einem temporären Fragment (Timescape, 6x25)
Traumanalyse (Phantasms, 7x6)
Ort der Finsternis (Dark Page, 7x7)
Radioaktiv (Thine Own Self, 7x16)
Gestern, heute, morgen (All Good Things ..., 7x25/7x26)