Wie versprochen geht es diesmal um Comics. Seit ich meine Sammlung radikal ausgedünnt habe, schwirrt mir dieser Post schon im Kopf herum und jetzt muss endlich Schluss damit sein. ;-)
Es wird den ein oder anderen sicherlich überraschen, aber mit Ausnahme der Disney-Comics (z.B. Donald Duck Sonderheft, Lustiges Taschenbuch u.ä.) habe ich während meiner Kindheit nicht viele andere Comics gelesen. Asterix und alte Fix & Foxi-Hefte sind da noch eine Ausnahme. Aber ansonsten: kein Superman, kein Spider-Man, kaum franko-belgisches. Ich war irgendwann mehr Fan der alten Science-fiction-Groschenromane, die meine Onkel gehortet hatten, namentlich Titel aus der Terra-Reihe. Zu unbewegten Animationen, vulgo Comics, bin ich meistens erst über Umwege (sprich Verfilmungen) gekommen. Inzwischen hat sich da auch einiges verändert. Zum Beispiel lese ich nichts mehr aus dem Hause MARVEL. Ich war über längere Zeit treuer Leser des Ultimativen Universums, habe X-Men, Spider-Man, Die Fantastischen Vier, Iron Man und Die Ultimativen gesammelt und gelesen, bis das "Special Event" Ultimatum mein Interesse mit einem Streich ausgelöscht hat. Mehr Tote als in jedem Zombie-Film, möglichst brutal und ekelhaft (Dr. Strange und sein aufplatzender Kopf -- ein Bild, dass mir in meinem mentalen Sammelsurium echt noch gefehlt hatte) -- vielen Dank auch, MARVEL. Ein ziemlich plumper Versuch, die schwächelnden Verkaufszahlen der Hefte wieder nach oben zu korrigieren. Inzwischen stehen nur noch alle Ausgaben des Ultimativen Spider-Man von der ersten bis zur letzten regulären Ausgabe im Schrank, nebst Die Ultimativen in den ersten zwei Serien. Was sich die Autoren bei Serie 3 gedacht haben ... keine Ahnung, aber ein Fest für jeden Analytiker. Der Rest sucht über Amazon neue Bleiben.
Auch die anfangs ganz spaßige Angelegenheit Marvel Zombies ist inzwischen zu einer für MARVEL leider so typischen Endlosschleife aus Trash und schlichtem Blödsinn verkommen. Die Sammelbände werden nun auch anderswo gelesen.
DC hat mich kaum interessiert, lediglich eine Miniserie von Batman Vs. Aliens nenne ich mein Eigen. Sorry, ich bin auch kein Fan von The Dark Knight, das DC-Universum ist wohl schlicht nicht my cup of tea.
Aus alten Tagen sind als für mich fortwährend noch interessante Titel nur Asterix (auch wenn Gallien in Gefahr ein ganz neuer Tiefpunkt nach dem Tod von Goscinny war) und die Carl Barks-Disney-Comics in der Erika Fuchs-Übersetzung geblieben (ich habe gerade die zweimonatlich erscheinende Entenhausen-Edition für mich entdeckt). Ansonsten bin ich wie so viele eher bei den Independent-Comics angelangt. Die von mir heiß geliebten (und gesammelten) Serien möchte ich hier mal einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren.
HELLBOY von Mike Mignola
Über den Umweg der äußerst gelungenen Verfilmungen von Guillermo del Toro bin ich auch auf die Comic-Vorlage von Mike Mignola gekommen, die ich (untypisch) in der deutschen Version aus dem Cross-Cult-Verlag sammle (die Bände sehen einfach schnieke im Regal aus). Mir gefällt der Detailreichtum, nicht nur der Bilder, sondern auch der Geschichten, die gleichzeitig viel Raum für Eigenes lassen. Die Art, mit der Schwarz/Weiß-Ästhetik zu arbeiten und die Vielzahl der Schattierungen macht das Lesen vielleicht etwas anstregend, aber umso reizvoller. Die Serie fortan in Farbe zu veröffentlichen, damit hat sich Cross-Cult meines Erachtens nach keinen Gefallen getan, aber egal. Hellboy ist auch und gerade jenseits der Filme ein echter Leckerbissen, versetzt mit sehr viel Spaß an sinnlosem okkulten Wissen.
THE WALKING DEAD von Robert Kirkman & Charlie Adlard
DER ultimative Zombie-Comic. Vergesst dummdreiste Nachahmer wie Black Gas oder Crossed -- das hier ist the real deal. Dabei geht es gar nicht um Zombies. Klar sind sie der Auslöser für die Apokalypse und manchmal wird auch jemand von ihnen gefressen, aber der wahre Grund, warum man Kirkmas Comic liest, ist das menschliche Drama. Das Interesse an den Figuren und ihre Erlebnissen geht soweit, dass ich bei den letzten zwei US-Tradepaperbacks schon regelrecht genervt von den kurzen Zombie-Scharmützeln war -- die Menschen, ihre Handlungen und ihre Psychen sind viel interessanter. Ein Comic mit sehr hohem Suchtfaktor.
Ein Wort zur TV-Verfilmung: Ich habe den kompletten Pilotfilm nicht gesehen, nur Trailer und Ausschnitte und muss sagen, ich bleibe lieber beim Comic. Inhaltlich mag sich die Serie ja am Comic orientieren (recht werkgetreu, wie ich mir hab sagen lassen), aber diese Hochglanzoptik ... ich weiß nicht so recht, irgendetwas an dem ganzen Unterfangen stößt mich massiv ab. Mal sehen, ob ich diese Meinung irgendwann revidiere, aber momentan rangiert die Verfilmung eines meiner Lieblingscomics ganz weit unten auf meiner Prioritätenliste.
PROOF von Alex Grecian & Riley Rossmo
John Prufrock ist ein Bigfoot, der für die geheime Organisation The Lodge andere "Monster" aufspürt, um sie vor sich selbst, der Umwelt und/oder dem Aussterben zu bewahren. Hört sich seltsam an, ist es manchmal auch, aber nichtsdestrotrotz ein grandioser Comic, an dem ich besonders schätze, dass man ihn wirklich lesen muss. Nur vom Anschauen der Bilder erschließt sich vieles nicht. Proof liebt seine Dialoge und dass es bisher keine deutsche Übersetzung gibt ist wahrscheinlich ein Glücksfall. Ein komplexer Mix aus Mystery, Action, Thriller, Horror und Comedy -- immer auf den Punkt, immer faszinierend.
THE PERHAPANAUTS von Todd Dezago & Craig Rousseau
Noch mehr Monster, diesmal ein ganzes Team bestehend aus einem Bigfoot, einem Chupacabra, einem Geist, einer Emphathin und einem ... gute Frage ... Zusammen jagen sie - o Wunder - Monster, die meistens durch Dimensionsverschiebungen auf die Erde gelangen. Ein bisschen wie Proof, nur diesmal mit sehr viel mehr Comedy und weit weniger Drama. Viel Spaß, aber für meinen Geschmack erscheint die Serie viel zu unregelmäßig. :-)
BATTLE POPE von Robert Kirman & Tony Moore
Robert Kirkman, die Zweite. Nach dem jüngsten Tag und einem Krieg zwischen Menschen und Dämonen herrscht relativer Frieden auf der Erde. Doch Gott, der die Menschheit im Stich gelassen hat, will seine Schäfchen trotz allem gut versorgt wissen und schickt den kürzlich ermordeten Papst als Superhelden-Parodie zusammen mit Jesus H. Christ zurück auf die Erde, um für Gerechtigkeit zu sorgen. So weit, so völlig durchgeknallt. Nichts, aber auch gar nichts kann man in diesem Comic ernst nehmen und genau das macht ihn so massig unterhaltsam. Blasphemie in ihrer schönsten Form.
ELEPHANTMEN von Richard Starkings
In der Zukunft muss die Gesellschaft genetisch hergestellte Hybride aus afrikanischen Großwild und Menschen eingliedern. Einer von ihnen ist der Privatdetektiv und Nilpferd-Hybrid Hip Flask. Doch die Elephantmen sind eigentlich zu nichts anderem auf der Welt als zur Zerstörung und Kriegstreiberei, was die Dinge nicht einfacher macht. -- Feinster Pulp, düster, komplex, verstörend, faszinierend. Elephantmen ist trotz bald vier Hardcover-Bänden, drei Paperbacks, einer Origin-Geschichte und dem ersten Teil der noch weiter in der Zukunft spielenden Serie Hip Flask bisher in erster Linie ein Mosaik, zu dem ständig Steinchen hinzugefügt werden. Starkings Universum nur "interssant" zu nennen wäre eine glatte Untertreibung.
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Auch noch erwähenswert ist der franko-belgische Comic allein, eine Mischung aus Der Herr der Fliegen und The Quiet Earth, von dem ich aber bisher nur die ersten drei Bände gelesen habe (und ich mag den Franko-Belgischen Comic nicht sonderlich). Eine zeitlang habe ich auch The Boys von Garth Ennis verfolgt, aber dessen Gewaltfetischismus geht mir inzwischen doch zu sehr auf die Nerven (siehe auch den völlig missratenen Crossed). Richard Laymon im Comicformat, sozusagen.
Wenn ich weitere interessante Titel entdecke, lasse ich es euch wissen. Bis dahin hoffe ich, vielleicht dem ein oder anderen ein paar Anregungen geboten zu haben!