Donnerstag, 31. Juli 2014

Serienprotokoll (7/Juli 2014)




HOW I MET YOUR MOTHER (Staffel 9)

Auf interessanten Umwegen war es mir im möglich, das Finale von HIMYM ohne illegale Methoden oder ausländische Mediatheken zu sehen, dem norwegischen Fernsehen und einer Unterkunft mit Pay-TV sei Dank. Und dann war es auch noch reiner Zufall, dass ich beim Zappen nahe des Rondane Nationalparks eines Abends die letzten drei Episoden sichten konnte (eigentlich wollte ich berufsbedingt doch nur schauen, wie sich das norwegische Fernsehen so generiert). Damit habe ich zwar nicht alle Folgen der neunten Staffel gesehen, da ich daheim mich einfach an PRO7 gehalten habe, aber, um ehrlich zu sein, ich glaube auch nicht, dass ich mir den Rest anschauen werde, jetzt, wo ich das Finale in seiner ganzen „Pracht“ gesehen habe. Aber der Reihe nach.

HIMYM ist ja langläufig als Kultserie bekannt. Ich habe einige Zeit gebraucht, um mit ihr warm zu werden und auch wenn ich zugeben muss, dass die Scripte mitunter brillant sind, ist es nie eine Serie geworden, die ich mir in mein DVD-Regal stellen würde. Und ich mag Ted nicht. Wirklich nicht. Die Figur hat viele nette Ansätze, insgesamt aber ist es eine Nervensäge jener Art, die man nicht gern um sich hat. Er ist meistens nicht charmant, auch wenn wir ihn dafür halten sollen, enervierend, mitunter sogar dumm-dreist. Es hat selten Level erreicht, bei denen ich aktiv ans Abschalten dachte, aber Ted ist oft haarscharf daran vorbei geschrammt. Marshall, vor allem in Kombination mit Lily, war da immer der gelungenere Charakter und Barney hatte trotz seines Daseins als moralisch verkommenes Subjekt die Gags meistens auf seiner Seite. Robin hat mir als „Robin Sparkles“ immer am besten gefallen, zumal das einer der besseren Running-Gags war (bleibt mir weg mit den Ohrfeigen). Nun gut. Insgesamt hat mich die Serie dann aber doch meistens gut unterhalten, die Drehbücher waren, wie erwähnt, meistens sorgfältig durchdacht und die dramatischen Elemente übernahmen nie die Oberhand über die komödiantischen.

Vielleicht ist das der Grund, warum es den Serienschöpfern gelingt, mit dem Finale so vieles sehenden Auges an die Wand zu fahren – und wer noch die deutsche Premiere abwarten will, sollte spätestens jetzt aufhören zu lesen. Denn hier kippt die Stimmung vollends Richtung Drama. Wohnte dem Rest der Staffel schon eine unbestreitbare Melancholie inne, wird am Ende so penetrant und so plump auf die Tränendrüse gedrückt, dass man fassungslos dabei sitzt. Dabei ist es gar nicht die Tragik, mit der die Frage nach der Identität und dem familiären Werdegang der Mutter schlussendlich behandelt wird, sondern die Respektlosigkeit, mit der zu Werke gegangen wird. Das plakative Ableben Tracys wird dahingeklatscht, ebenso die Scheidung von Robin und Barney, persönliches Glück ist nur eine Randnotiz, die Schicksalswirren verkommen zum Effekt: Seht her, das ist die Mutter! Und jetzt töten wir sie nach ein paar Standbildern! Ha Ha! Ihr seid geschockt, nicht wahr? Mit dem finalen Zweiteiler zeigt HIMYM dem Zuschauer auf besonders unangenehme Weise eine lange Nase, nur um dann einen holprigen und letztlich auch frustrierenden Bogen zur ersten Folge zu schlagen. Robin/Ted-Shipper wird das freuen, aber HIMYM untergräbt so auch ein Stück weit die Entwicklungsanstrengungen, die von den Charakteren in neun Serienjahren lang unternommen wurden. Spätes Glück unter den bekannten Gesichtern, die Suche nach der Mutter wird so endgültig als plot device entlarvt, um die es nie wirklich ging. Das ist besonders traurig, weil Cristin Milioti ihre Rolle mit viel Elan spielt, sich gut in das Ensemble einfügt und viel zu wenig Screentime hat. HIMYM interessiert sich einfach nicht für die Mutter, sondern für hässliche blaue Hörner und die Negation von personeller Evolution.

So sprengt die neunte Staffel, die ohnehin eine sehr fahrige und anstrengende war, sich am Ende selbst in die Luft. HIMYM ist vorbei und endet auf die denkbar undankbarste Weise. Als Zuschauer kann man damit vielleicht noch umgehen, die Charaktere aber waren bisher besseres gewohnt. Man hat es geschafft, die Serie derartig schlecht enden zu lassen, dass auch der Rest einen Teil seines Wiederanschauwertes verloren hat. Das ist wahrlich nichts, auf dass man stolz sein kann.

1.5/4

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen