Lust auf einen
richtig schlechten Roman? Wenn ja, aus welchen Beweggründen auch immer, dann
ist James Pattersons Zoo genau das
Richtige für dich! Knapp über 350 Seiten Blödsinn pur, sprachlich auf einem
erbärmlichen Niveau und mit Charakteren, wie sie sich ein zwölfjähriger nicht
besser hätte ausdenken können. Doch der Reihe nach.
Überall auf der
Welt beginnen Säugetiere, sich gegen die Menschen zu wenden. Löwen brechen aus
Zoos aus und töten Wärter und Golfspieler, ehemals treue Familienhunde finden
Gefallen daran, auf ihr zweibeiniges Rudel loszugehen, selbst Eichhörnchen
rüsten zum Gegenschlag. Woher das abnorme Verhalten kommt, weiß niemand, nur
der Biologe Jackson Oz hat sich dem Studium der Tierangriffe verschrieben. Doch
da er ein wissenschaftlicher Außenseiter ist, hört ihn niemand an, die Tiere
morden weiter bis die (westliche) Zivilisation am Rand steht, usw. Man kennt
das ja.
Die Prämisse des
Romans birgt Gänsehaut-Potenzial, ähnlich wie der Teaser Trailer zu der
Verfilmung von Konferenz der Tiere.
Und ganz ähnlich wie damals hat das fertige Produkt dann so beeindruckend wenig
mit den (durchaus berechtigten) Erwartungen zu tun, dass es wie ein
Verkehrsunfall eine geradezu morbide Faszination ausübt. Man liest Zoo bis zum Schluss, weil nach jedem
Umblättern neuerlicher Wahnsinn auf einen wartet. Patterson schafft es, immer
idiotischer zu werden und spätestens wenn er bei den bestenfalls halbgar zu
nennenden Erklärungen für die Angriffe angekommen ist (ja, es sind de facto
zwei Erklärungen, die je nach dramaturgischer Lust und Laune genannt werden)
schraubt er die Idiotie in solche Höhen, dass zumindest der hartgesottene
Trashfan frohlocken kann. Oder aber Pattersons wenig erfreulicher Schreibstil
im „Und dann … und dann … und dann“-Modus ohne Gespür für Figuren und
Spannungen hat auch bei dieser Leserschaft schon vorher für Entnervung gesorgt.
Die Charaktere in
Zoo sind Abziehbilder ohne eigenes
Leben, tief hervorgeholt aus der Klischeekiste für Thrillerautoren. Oz ist ein
unerträglicher Trottel , der stets einen „lustigen Spruch“ auf den Lippen hat,
Chloe die stereotype Französin, über die man kaum etwas erfährt, bis für eine
halbe Seite Panikattacken en vogue sind, Eli ein Kind geschrieben wie von
jemanden, der noch nie ein Kind getroffen hat. Dazu die üblichen Gegenspieler
und Verbündete Oz‘, allesamt so blass, dass man sich gar nicht die Mühe machen
sollte, sie sich zu merken. Irgendeinen Gegenspieler gibt es auch, der wird
aber in dem völlig übereilten Finale mit einem Satz abgefrühstückt. Als hätte
Patterson urplötzlich keine Lust mehr gehabt, seine Mär irgendwie zu Ende zu
bringen. Von der Intention ist es sogar durchaus konsequent, vermag aber
aufgrund des mangelnden Talents des Autors keine große Wirkung zu entfalten. In
den Händen eines fähigen Schriftstellers wäre Zoo vielleicht zu einem großen Unterhaltungsroman herangereift, zu
einem Werk, das die Stellung des Menschen in Relation zu anderen Tieren
hinterfragt und sich mit der Natur verschiedenster Spezies auseinandersetzt.
Aber nein, Patterson ist nur an leicht goutierbaren Minikapiteln für kleine
Aufmerksamkeitsspannen interessiert, garniert mit jeglicher Plumpheit, die man
sich ausdenken kann. Zoo ist ein
wirklich grauenhaft schlechter Roman.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen