Dienstag, 2. Februar 2016

Buchbesprechung: Zoo (James Patterson, 2012)




Lust auf einen richtig schlechten Roman? Wenn ja, aus welchen Beweggründen auch immer, dann ist James Pattersons Zoo genau das Richtige für dich! Knapp über 350 Seiten Blödsinn pur, sprachlich auf einem erbärmlichen Niveau und mit Charakteren, wie sie sich ein zwölfjähriger nicht besser hätte ausdenken können. Doch der Reihe nach.

Überall auf der Welt beginnen Säugetiere, sich gegen die Menschen zu wenden. Löwen brechen aus Zoos aus und töten Wärter und Golfspieler, ehemals treue Familienhunde finden Gefallen daran, auf ihr zweibeiniges Rudel loszugehen, selbst Eichhörnchen rüsten zum Gegenschlag. Woher das abnorme Verhalten kommt, weiß niemand, nur der Biologe Jackson Oz hat sich dem Studium der Tierangriffe verschrieben. Doch da er ein wissenschaftlicher Außenseiter ist, hört ihn niemand an, die Tiere morden weiter bis die (westliche) Zivilisation am Rand steht, usw. Man kennt das ja.

Die Prämisse des Romans birgt Gänsehaut-Potenzial, ähnlich wie der Teaser Trailer zu der Verfilmung von Konferenz der Tiere. Und ganz ähnlich wie damals hat das fertige Produkt dann so beeindruckend wenig mit den (durchaus berechtigten) Erwartungen zu tun, dass es wie ein Verkehrsunfall eine geradezu morbide Faszination ausübt. Man liest Zoo bis zum Schluss, weil nach jedem Umblättern neuerlicher Wahnsinn auf einen wartet. Patterson schafft es, immer idiotischer zu werden und spätestens wenn er bei den bestenfalls halbgar zu nennenden Erklärungen für die Angriffe angekommen ist (ja, es sind de facto zwei Erklärungen, die je nach dramaturgischer Lust und Laune genannt werden) schraubt er die Idiotie in solche Höhen, dass zumindest der hartgesottene Trashfan frohlocken kann. Oder aber Pattersons wenig erfreulicher Schreibstil im „Und dann … und dann … und dann“-Modus ohne Gespür für Figuren und Spannungen hat auch bei dieser Leserschaft schon vorher für Entnervung gesorgt.

Die Charaktere in Zoo sind Abziehbilder ohne eigenes Leben, tief hervorgeholt aus der Klischeekiste für Thrillerautoren. Oz ist ein unerträglicher Trottel , der stets einen „lustigen Spruch“ auf den Lippen hat, Chloe die stereotype Französin, über die man kaum etwas erfährt, bis für eine halbe Seite Panikattacken en vogue sind, Eli ein Kind geschrieben wie von jemanden, der noch nie ein Kind getroffen hat. Dazu die üblichen Gegenspieler und Verbündete Oz‘, allesamt so blass, dass man sich gar nicht die Mühe machen sollte, sie sich zu merken. Irgendeinen Gegenspieler gibt es auch, der wird aber in dem völlig übereilten Finale mit einem Satz abgefrühstückt. Als hätte Patterson urplötzlich keine Lust mehr gehabt, seine Mär irgendwie zu Ende zu bringen. Von der Intention ist es sogar durchaus konsequent, vermag aber aufgrund des mangelnden Talents des Autors keine große Wirkung zu entfalten. In den Händen eines fähigen Schriftstellers wäre Zoo vielleicht zu einem großen Unterhaltungsroman herangereift, zu einem Werk, das die Stellung des Menschen in Relation zu anderen Tieren hinterfragt und sich mit der Natur verschiedenster Spezies auseinandersetzt. Aber nein, Patterson ist nur an leicht goutierbaren Minikapiteln für kleine Aufmerksamkeitsspannen interessiert, garniert mit jeglicher Plumpheit, die man sich ausdenken kann. Zoo ist ein wirklich grauenhaft schlechter Roman.

Ein paar Wort zu der TV-Serie: es gilt hier im Wesentlichen das Gleiche. Die Prämisse hätte nach einer großen Produktion verlangt, nach einem Sender, der mehr Geld dazu schießen hätte können als CBS. So bleibt ein Produkt, dem man seinen Geldmangel in jeder Sekunde ansieht und das nicht in der Lage ist, das Konzept in irgendeiner Form zu retten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen