Mittwoch, 30. April 2014

Serienprotokoll (4/April 2014)



Ich hatte zwar im letzten Serienprotokoll gesagt, ich würde diesmal ein Zwischenstatement zur dritten Staffel New Girl und finalen How I Met Your Mother-Season abgeben, aber ich habe mich dazu entschieden, mich in Zukunft nur noch zu komplett gesehenen Staffeln zu äußern. Speziell bei HIMYM scheint mir da ja noch einiges ins Haus zu stehen. Warum ich das weiß, obwohl ich es bemerkenswert erfolgreich geschafft habe, mich durch das Internet nicht sonderlich spoilern zu lassen? Lasst einen angetrunkenen Freund niemals ungehindert über TV-Serien erzählen. Nun gut. Hier mein April aus Seriensicht.



IJON TICHY – RAUMPILOT: DIE STERNTAGEBÜCHER (Staffel 2)

Auch die zweite Staffel dieser ehrlichen Trashserie konnte mich überzeugen. Die Handlungen sind gewohnt absurd und nehmen gängige Science-Fiction-Klischees gekonnt aufs Korn. Aus versklavenden Robotern werden versklavende IKEA-Möbel, aus der Gottheit eines Planeten ein hässlicher Fisch mit der Synchronstimme von Bruce Willis und auch das „Techno-Gebabbel“ á la Star Trek ist vorhanden. Die Beziehung zwischen Ijon Tichy (Oliver Jahn) und der Analogen Halluzinellen (Nora Tschirner) wird zwar etwas ausgebaut, man traut sich sogar auf eine mögliche Liebschaft anzuspielen, ist aber in ihrer Entwicklung nicht sonderlich konsistent. Auch die neue Figur Mel hat mich nicht so ganz gepackt, obschon sie technisch perfekt umgesetzt wurde. Immerhin ist die Auflösung seiner Suche nach seinem Heimatplaneten großartig und beschert der Staffel auch einen hübschen Zweiteiler als Finale. Wer einen Sinn für das Absurde, für ehrliche und gewollt miese, handgemachte Effekte bei gleichzeitig überbordender Phantasie hat, der wird wohl wie ich seine Freude auch am zweiten Anlauf des „Held von Kosmos“ haben.

3/4




THE RETURNED (Les Revenants) (Staffel 1)

The Walking Dead kann sich hinten anstellen, The Returned ist die Zombieserie der Wahl. Dabei wird sie jeden enttäuschen, der viel Action und noch viel mehr Blut erwartet. Denn die Wiedergänger hier sind keine verwesten Leichen, sondern „voll funktionsfähige“ Menschen, die alle irgendwie gewaltsam aus ihrem Leben gerissen wurden und nun innerhalb einer Woche wieder in der kleinen Gemeinde auftauchen, aus der sie stammen. So zum Beispiel die bei einem Busunglück verstorbene Camille (Yara Pilartz), die ohne Erinnerungen an den Unfall nach Jahren wieder im Haus ihrer Eltern auftaucht. Sie und die anderen Wiedererweckten stellen die Menschen, auf die sie treffen, vor große Probleme, nicht nur, was deren psychische Gesundheit angeht, sondern auch in punkto der Erklärungsnot gegenüber der Gemeinschaft.
Wie ich erfahren habe, ist diese Prämisse bereits mehrfach verwendet worden. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen französischen Film, dem Ideenklau beim japanischen Yomigaeri vorgeworfen wird. In Serienform existiert die Grundidee dann auch noch in den USA (Ressurection) und in Großbritannien (In the Flesh). Ach, und der Titel wurde auch für einen von Manuel Carballo inszenierten Horrorfilm verwendet. Und ein TV-Film mit der Prämisse ist auch in Arbeit. Was könnte man aus all diesem Material für eine tolle vergleichende Arbeit schreiben…
Nun gebührt es aber der französischen Serie, dass sie mein erster Berührungspunkt mit diesem momentan augenscheinlich sehr beliebten Thema ist und was kann ich sagen – ich bin begeistert. Die Schauspieler sind hervorragend, die Atmosphäre grandios, die Bilder atemberaubend und die Musik der schottischen Band Mogwai wunderschön (mich hat sie an einen melancholischen John Carpenter erinnert). Für meinen Geschmack passiert in der letzten Folge etwas zu viel und es bleiben diverse Fragen offen (wie zum Beispiel eine Paste aus Brennnesseln eine so mörderische Wunde wie die gezeigte heilen kann – und warum sie überhaupt da ist. Oder auch die Wiederbelebung des Wolfes. Oder Victors „wahrer“ Charakter.), aber die zweite Staffel wird ja gerade produziert. Ich bin gespannt, auch wie die Wassersymbolik (ihr wisst schon, das Leben kommt aus dem Wasser…) weitergesponnen wird, die mir sehr gut gefallen hat. The Returned hat mich durchgehend gefesselt und der Beginn der Victor-Episode gehört in meinen Augen zum härtesten, was ich bisher in einer TV-Serie gesehen habe. Eben weil es so alltäglich-grausam ist und nicht so comichaft wie in The Walking Dead. Wer noch mehr Überzeugung braucht, am 28.05.2014 läuft die Serie auf RTL Crime. Wer den empfängt, kann ja mal rein schalten, es lohnt sich auf jeden Fall.

3.5/4




VIKINGS (Staffel 1)

Hand aufs Herz: Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass Vikings ohne den Erfolg von Game of Thrones existieren würde? Die Serie ist wie die leichter zu konsumierende Variante, nur (bisher) ohne Fantasyelemente, leider aber auch ohne so schillernde und interessante Figuren und erzählerisch weit weniger kohärent. Besonders die Darstellung von Zeit und ihrem Vergehen will Vikings überhaupt nicht gelingen. Dafür will die Serie genauso politisch und zeigefreudig wie der große Bruder sein, wirkt dabei aber immer etwas bemüht. Es gibt Gewalt und Sex, aber manchmal wendet sich die Serie geradezu verschämt ab und beides hat nicht die einschneidenden Konsequenzen, die dem Konzept eigentlich angemessen wären. Figuren sterben auch hier wie die Fliegen, aber da man als Zuschauer kaum Bindung zu ihnen aufbaut, hinterlässt dies nicht den gewünschten Eindruck. Man ist inzwischen sorgfältiger aufbereitete Stoffe gewohnt, auch wenn die Serie historisch akkurater erscheint, als man es zu hoffen wagte. Mit Hörnern am Helm kämpfende Wikinger musste man bisher nicht ertragen. Vikings ist durchaus unterhaltsam inszeniert, das will ich der Serie gar nicht absprechen (als nach-österliches Binge-Viewing hat sie sich gut gemacht), aber einer Fortsetzung fiebere ich nicht gerade entgegen, auch weil die letzten zwei Folgen einerseits den Fluss der Geschichte unterbrechen, auf der anderen Seite holprig und überhastet einen Staffel-Cliffhanger erzwingen, der diverse Figuren reichlich planlos im Sinne von out-of-character erscheinen lässt. Vikings ist sorgfältig produziert, in punkto Drehbücher und Figurenzeichnung aber etwas schwach auf der Brust.

2.5/4

2 Kommentare:

  1. The Returned fand ich überaus genial. Ich hab die 1. Staffel verschlungen. Angeblich soll es ja eine 2. Staffel geben.

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  2. Ja, habe auch gehört, dass es eine zweite Staffel geben soll! Nach dem Ende bin ich ja gespannt... Und überhaupt: Geniale Serie! Bei mir schlummert auch eine halbangefangene Rezension.. Vielleicht sollte ich auch so ein "Serienprotokoll" oder "Serienkurzreviews" in meinen Blog übernehmen

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