Freitag, 16. Mai 2014

Notizzettel #004




 Matt Zoller Seitz fasst auch meine Gedanken zu der aktuellen Flut an Superheldenfilmen gut zusammen. Ich weiß schon, warum ich lieber Hellboy oder Chronicle sehe: „The problem isn't that the movies are product—most movies are product, and always have been—but that they can't be bothered to pretend they're not product. That's the difference between popular art and forgettable mass-produced entertainment: the mass-produced entertainment flaunts its product-ness, then expects us to praise even minor evidence of idiosyncrasy as proof that we are not, in fact, collectively spending billions on product. The marketplace rewards each new superhero movie with a reflexive paroxysm of spending, guaranteeing each $200 million tentpole a boffo US opening that follows a boffo international opening (the new release pattern flips the old one). It's an entertainment factory in which the audience is both consumer and product. Its purpose is not just to please consumers but to condition and create them.”


Conchita Wurst hat als Travestiekünstlerin den Eurovision Song Contest 2014 gewonnen. Sowohl Mithu Sanyal von WDR 5 als auch Hans Hoff von der Süddeutsche Zeitung haben lesenswerte Kommentare dazu abgeliefert: „Was ist so bedrohlich an einer Frau mit Bart, dass auch die Kommentare auf Youtube nicht mehr transvestiefeindlich sind, sondern schlicht menschenfeindlich? Die Euthanasiephantasien, die die Sängerin und Travestiekünstlerin auf den elektrischen Stuhl wünschen und ihren Eltern verbieten, weitere Kinder zu machen, zeigen vor allem eins: wie notwendig Conchita Wurst ist. Sie macht, ohne auch nur einen Ton zu singen, klar, dass das, was wir für natürlich halten, genauso konstruiert ist wie ihre Inszenierung: Früher wurden für Strumpfhosenwerbung in der Regel Männerbeine verwandt, weil die weiblicher aussahen. Heute kann man der Natur mit Photoshop nachhelfen.“


Eine der Basisaufbauten in der Fotografie, nun alleiniges Werkzeug von Amazon? Jörg Breithut fasst für SPIEGEL Online diese Seltsamkeit zusammen: „Die Fotografen in den USA sind irritiert. Das US-Patentamt (USPTO) hat einen Amazon-Antrag abgesegnet, der dem Online-Versandhaus die Rechte an einem Fotostudio-Aufbau sichert. Doch das Patent schützt nicht etwa eine besonders ausgefallene Aufnahmetechnik. Es geht um die ganz gewöhnliche Methode, ein Objekt oder eine Person vor einem schattenlosen weißen Hintergrund abzulichten. Ein Aufbau, den Fotografen und Filmemacher schon seit Jahren einsetzen.“


Auch Thomas Klingenmaier von der Stuttgarter Zeitung hat etwas zum Fall Under the Skin und seinem womöglich ausbleibenden Kinostart zu sagen: „Freundliche Worte sind das nicht, mit denen da die deutsche Kinolandschaft und das Gros der deutschen Filmkritik gleich mit beschrieben werden. Von der „Unterwerfung unter Marktlogik, Zielgruppenrelevanz und politische Interessen“ ist da die Rede, von „ideeller Anpassung“, von der „Förderung von Unwissenheit“ und „Ablösung des eigenständigen Denkens durch Reflexe“. Die Zitate stammen aus einem „Flugblatt für aktivistische Filmkritik“, das am Rand der am Dienstag zu Ende gegangenen 60. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen entstanden ist.“


Karsten Lohmeyer berichtet für Lousy Pennies über einen zumindest überraschenden Umstand: die angebliche Technikaversion von jungen Journalisten: „Holger Schellkopf ist wie gesagt stellvertretender Chefredakteur einer mittelgroßen Regionalzeitung. Einer Tageszeitung. Einem Holzmedium irgendwo im bayerischen Niemandsland. Very old School. Zumindest in vielen Köpfen. Und Holger Schellkopf, dessen Arbeitgeber gerade ein hochmodernes Medienhaus eingeweiht hat, erzählt hier vor rund 150 angehenden Medienmachern, wie wichtig Social Media für den Journalismus ist. Selbst in Bayern auf dem Land. Er blickt in leere Gesichter. Gefühlt 60 Prozent der Passauer Studenten – fast alle in Hoffnung auf einen Medienarbeitsplatz – haben nicht einmal ein Xing-Profil, wie eine kleine Umfrage bei meinem eigenen Vortrag ergibt. Und ja, Facebook das hat ja fast jeder. Aber das soll ein professionelles Werkzeug sein…? Und dieses Twitter. Na ja…“


H.R. Giger, der Schöpfer der als Xenomorph bekannten Kreatur aus den Alien-Filmen, ist verstorben. Der Nachruf auf RogerEbert.com spricht deutliche Worte: „It seems wrong to say that Swiss surrealist H.R. Giger "passed away" at age 74. Let's respect the man's vision and avoid euphemisms. Say that he died and that his remains will merge with infinity.” Auch zu empfehlen ist die Fotostrecke bei ZEIT Online.


Ja, mir hat der neue Godzilla-Film auch nicht sonderlich gefallen. Alexander Matzkeit findet auf real virtuality genau die richtigen Worte, um den Film zu beschreiben und ihn in Kontext mit dem gelungeneren Riesenviecher-Film Pacific Rim aus dem letzten Jahr zu bringen: „Doch wie so häufig, wenn man versucht, das irgendwie Absurde (Riesenmonster) durch pseudo-realistische Wissenschaft zu erklären und es nicht als große Metapher zu begreifen (wie, so mein Verständnis, der Originalfilm aus den 50ern), muss man die zuständigen Wissenschaftler oft sehr runterdummen, um den Plot am Laufen zu halten. In diesem Fall sind es Sally Hawkins und Ken Watanabe, die diese undankbare Rolle ausfüllen müssen und immer erst dann zu eigentlich sehr naheliegenden Schlüssen kommen, wenn es plotmäßig relevant ist und es auch der dümmste Zuschauer im Publikum vor ihnen begriffen hat.“


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Movie monsters, aliens and other foul creatures from ClaraDarko on Vimeo.


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