Mittwoch, 30. April 2014

Notizzettel #001



Diese Idee schleppe ich schon eine ganze Weile mit mir herum: Man trifft ja ständig auf interessantes im Netz, seien es Artikel, Essays, Kritiken, Filme, Videos. Nur wie könnte man all dies verbreiten? Ständig Links bei Facebook oder Twitter zu posten erscheint mir nicht als geeignetes Mittel, weil in der schieren Masse vieles untergehen könnte. Darum rufe ich heute eine neue Rubrik ins Leben, den Notizzettel. Ein bisschen wie die Thumbnails auf RogerEbert.com, ein bisschen Linkomat vom Abspannsitzenbleiber, ein bisschen Gelesen von To the Lighthouse, ein bisschen Die Besprechungen der Anderen von Schlombie. Ob hieraus eine wöchentliche Rubrik werden wird oder nicht, entscheidet die Zeit und das vorhandene, teilungswürdige Material. Ich hoffe, der ein oder andere Leser findet hier etwas, dass ihn oder sie interessiert und das noch nicht bekannt war. Denn ein bisschen soll der Notizzettel auch gegen die Schnelllebigkeit des Internets sein. Wenn ich einen Artikel finde, der mir gefällt und der schon älter als ein paar Tage ist – who cares?! Relevanz richtet sich zum Glück ja nicht nach Veröffentlichungsdatum.

Stefan Niggemeier hat einen lesenswerten Text zum sehenswerten Film Es werde Stadt von Dominik Graf verfasst. Der Film wurde, natürlich, im Abend- und Nachtprogramm der Sender versteckt, kann aber auf YouTube angeschaut werden: „Dominik Graf hat dem Grimme-Preis zum 50. Geburtstag einen Film geschenkt. Es ist ein Nachruf geworden. Ein Nachruf auf das Fernsehen. Und auf all die Träume und Versprechungen, die sich einst mit diesem Medium verbanden, seine Experimentierlust und seine Neugier, seinen Ehrgeiz und seinen Anspruch. Ein Nachruf auf all die Hoffnungen, die das Fernsehen und seine Zuschauer längst begraben haben. Es ist ein trauriger Film geworden, aber das Traurigste sind nicht die sentimentalen Rückblicke in alte Fernsehzeiten, die nostalgischen Erinnerungen und Beschwörungen einer untergegangenen Zeit, die natürlich, und zu Recht, im Verdacht stehen, etwas zu verklären und zu idealisieren; wohlfeil zu sein in ihrer Kritik an der Gegenwart. Das Traurigste sind die Sätze, die Fernsehmacher und Fernsehverantwortliche von heute über die Gegenwart des Fernsehmachens sagen.“

Noch ein toller Dokumentarfilm, der droht, unterzugehen: Mo Asumang begibt sich in Die Arier auf die Spuren von Rechtsextremen und Faschisten und trifft jene Menschen, die sie als Afro-Deutsche verachten. Antonie Rietzschel hat sie für die Süddeutsche Zeitung interviewt: „Rechtsextreme leben ja oft in einem Paralleluniversum, in dem sie sich ein Hassbild zurechtschustern. Sie kennen die Leute nicht, die sie hassen. Wenn man einen Rechtsextremen fragt: Hast du schon mal mit einem Juden gesprochen oder mit einem Moslem?, würden die meisten Nein sagen. Was passiert aber, wenn jemand vor ihnen steht, der dieses Hassbild verkörpern soll, aber tatsächlich ganz anders ist?“

Matt Zoller Seitz gibt praktische Tipps für (Film-)Kritiker und jene, die es werden wollen: „Writing is like athletics. The more you do it, the stronger and faster you become. Try to get to the point where you write better than anyone who writes faster than you, and faster than anyone who writes better than you. If two hours a day sounds like too much time, it means you don't really want to do this for a living and should do something else instead.”

Bei Dangerous Minds kann man sich erneut davon überzeugen, warum Ray Harryhausen einer der großartigsten Menschen war, die je im Medium Film gearbeitet haben: „If it wasn’t a monster movie, then it wasn’t worth watching. That was my narrow view of cinema when I was a kid. There was the usual suspects of werewolves, vampires, gelatinous blobs from outer space, and stitched-together cadavers, but nothing thrilled quite as much as seeing one of Ray Harryhausen’s animated creatures move across the screen.”

Filmfreunde haben Under the Skin ja schon sehnsüchtig erwartet, aber der deutsche Verleih stellt sich quer. Moviepilot sagt dazu: „Der hohe künstlerische Anspruch und die “halluzinatorischen, heißkalten Bilder” (Pressemitteilung Senator) brechen Under The Skin aber anscheinend gerade das Genick. Denn Senator argumentiert, das sei zu sehr Filmkunst, weder Mainstream noch Arthouse. Deswegen wäre eine Vermarktung fürs Kino total schwierig, also bringen sie Under The Skin nur auf den Heimkinomarkt.“, während Filmverliebt ergänzt: „Zwar hat der Filmverleih SENATOR auf seiner Facebook-Seite mittlerweile bekannt gegeben, dass Under The Skin im Sommer auch auf die Festivalleinwand gebracht werden wird – das ist aber natürlich nur ein schwacher Trost.“

US-Kritiker James Berardinelli nimmt seinen fast vierjährigen Sohn zum ersten Mal mit ins Kino, um The LEGO Movie zu sehen. Das Ergebnis ist ein leicht melancholischer, aber auch sehr schöner Kommentar: „After taking Michael to see The Lego Movie, I thought a little about King Kong. Perhaps my father wasn't as indifferent to the movie as I always suspected. Maybe seeing it through my eyes, he gained a measure of my enthusiasm for it.”

Eddie Valiant ist von uns gegangen: „British actor Bob Hoskins, who was best known for roles in The Long Good Friday and Who Framed Roger Rabbit, has died of pneumonia at the age of 71.”

Video des Tages





Kurzfilm des Tages

3 Kommentare:

  1. Schöne Sache. Hier werde ich öfter stöbern.
    Und das Alter der Artikel ist wirklich irrelevant. Man kann auch über alte Themen immer noch Neues erfahren. So gehe ich bei meinen "Gelesen"-Beiträgen jedenfalls auch vor.

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  2. Vielen Dank und hoffentlich findest du auch in zukünftigen Beiträgen etwas, dass deine Zeit wert ist. :-)

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  3. Dominic Grafs Doku steht schon auf meiner Watchlist, da ich ihn im alten klassischen TV auch verpasst habe. Aber irgendwie hab ich nie Zeit, um den Film zu schauen. Es ist ein Dilemma. Das Video des Tages ist wirklich sehr spannend, insbesondere wenn man sich klar macht, was das für eine Arbeit war, diesen Clip zu erstellen. Hut ab!

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