Tag 18 – Welcher
Film enthält deinen Lieblingsbösewicht?
So wie ich die Frage interpretiere, sollte es sich um einen
einzelnen, vollkommen vernunftbegabten Bösewicht halten, oder? Dadurch fallen
die Romero’schen Zombiehorden und der Xenomorph aus Alien wohl raus. Ich muss
ja sagen, dass ich ein Faible für die gesichtslose bzw. nicht-menschliche
Bedrohung habe (bei mir funktioniert beispielsweise das Creature-Feature Der Nebel sehr gut, während sich meine
Frau darüber kaputt lachen kann), aber irgendwie möchte ich keine amorphe Masse
wie Der Blob oder die Infektion aus Contagion nennen.
Als ich so über der Frage brütete, fiel mir auf, dass vor
allem ambivalente Figuren vor meinem geistigen Auge auftraten. Wenn man streng
ist, kann man zum Beispiel V aus V wie
Vendetta gleichzeitig als Protagonist und Antagonist verstehen, zwingen
seine Handlungen den Zuschauer doch, sich selbst einen Standpunkt zu suchen.
Gleiches gilt für Yuri Orlov in Lord of
War. Wir verbringen den ganzen Film mit ihm, moralisch bleibt er aber stets
extrem zwiespältig (Lord of War ist The Wolf of Wall Street in gut, könnte
man sagen).
Wen hätten wir da noch? Ich schätze Kung Fu Panda 2 sehr dafür, dass sie es geschafft haben, aus einem
Pfau einen ernstzunehmenden Schurken zu machen. Gary Oldmans Stansfield in Léon – Der Profi ist herrlich überzogen,
Christoph Waltz‘ Nazi-Scherge in Inglourious
Basterds ist so großartig, dass der Film immer dann abbaut, wenn er nicht
in einer Szene ist. Und dann wäre da ja auch immer noch Darth Vader oder Norman
Bates.
Aber der Bösewicht, den ich wirklich hervorragend finde, der
mir in seiner Alltäglichkeit Angst macht und dann auch noch den Protagonisten
des Films stellt, ist Karlheinz Böhm als Mark Lewis in Augen der Angst – Peeping Tom.
Wir können gern eine Debatte darüber anstimmen, ob Lewis ein Vollblutschurke
ist, ob man ihn nicht eher bemitleidet ob seiner obsessiven Existenz, in der er
die Essenz des Todes mit einer Kamera einzufangen versucht, aber für mich ist
es gerade diese Banalität, die ihn so wirksam macht. An Menschen wie Lewis geht
jeder jeden Tag vorbei und die Vorstellung, von so jemand einfach, aus heiterem
Himmel, getötet zu werden, bereitet mir ziemliches Unbehagen. Natürlich kann
man immer einwenden, dass die Frauen, die Lewis tötet, etwas zu paralysiert
sind, wenn er mit seinem Mordwerkzeug auf sie zu stapft, aber an der Aura
dieses Killers mit dem Babyface ändert das für mich nichts. Ein modernes
Äquivalent ist für mich der Mörder in 8mm
– Acht Millimeter, der einfach sagt: „Ich bin als Kind nicht missbraucht
oder misshandelt worden. Es gibt keinen Grund. Ich bin einfach, was ich bin.“
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