Tag 21 – Von welchem Film wurdest du zum ersten Mal so
richtig gefesselt?
Wieder so eine Frage, die ich aufbrechen möchte in Kindheit
und diesen lästigen Zustand, der danach kommt.
Als Kind (nicht älter als sieben) habe ich mal, angefixt
durch ein Szenenfoto in der Programmzeitschrift, in der sonntäglichen RTL-Disney-Filmparade (anmoderiert von
Thomas Gottschalk) Oz – Eine fantastische Welt gesehen und war gebannt von dieser
düsteren, aber auch mitreißenden Märchengeschichte. Oz kannte ich zuvor gar
nicht, weder als Buch noch als Film, aber zu irgendwelchen
Verständnisschwierigkeiten führte das nicht. Ich kann mich auch nicht erinnern,
dass mich der Beginn irritiert hat, der ja durchaus auf Der Zauberer von Oz aufbaut und es auch eine gewisse Zeit braucht,
bis man wieder in Oz landet. Und die düsteren Elemente, von denen Eltern wohl
erst mal reflexartige vermuten würden, dass sie junge Zuschauer verstören – ich
habe sie geliebt! Natürlich war ich gegruselt von den schreienden Köpfen in den
Vitrinen, von den rollenden Monstern und dem Gnomenkönig, aber ich war zu der
Zeit auch ein Fan von Das Märchen von dem
der auszog, das Fürchten zu lernen, was atmosphärisch in eine ähnliche
Kerbe schlägt wie dieser Film. Auch wieder so ein Beispiel, dass sich dann für
Jahre in meinem Kopf festsetzte.
Für die Zeit danach muss ich zwei Filme angeben, weil ich
beim besten Willen nicht herauskristallisieren kann, welcher schlussendlich
mehr Einfluss hatte: Wer die Nachtigall stört und Das
süße Jenseits. Ersteren habe ich durch Zufall irgendwann in den
Sommerferien im Abendprogramm gesehen, letzteren nahm ich ein paar Jahre später
bei einer TV-Ausstrahlung auf und führte ihn mir dann später zu Gemüte. Beide
Filme haben mich emotional so mitgerissen, dass sich auch hier einzelne
Sequenzen auf Jahre in mein Hirn brannten, der Beginn von Das süße Jenseits verselbstständigte sich sogar so sehr, dass ich
ihn Jahre später gar nicht mehr mit dem dazugehörigen Film in Verbindung
brachte, er stand einfach als Eindruck für sich. Außerdem bin ich dankbar, dass
ich nicht in dem Glauben aufgewachsen bin, Schwarz/Weiß-Filme seien blöd und
veraltet (ja, es gibt diese Ansichten tatsächlich). Nicht auszudenken, was ich
mir für Filmerlebnisse jenseits von Wer die
Nachtigall stört sonst noch vorenthalten hätte.
Beide Filme gingen mit mir an die damalige Grenze, der eine,
was das Gerechtigkeitsempfinden, der andere, was das emotional verkraftbare
angeht. Es sind fordernde Filme, Das süße
Jenseits sicherlich noch mehr als Wer
die Nachtigall stört, aber sie sind auch ungeheuer involvierende
Filmerlebnisse, die für mich wahrscheinlich zur genau richtigen Zeit meiner
medialen Entwicklung kamen. Und fesseln, das können sie auch heute noch.
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